Was ist Yoga

Yoga ist eine 5000 Jahre alte indische Lehre, die Körper und Geist zusammenbringt. Der ungeheure und stetige Erfolg dieser Lehre im 21. Jahrtausend hat Yoga aus seinem Nischendasein befreit. 

Bei dem Versuch, die Frage zu beantworten, was Yoga heute ist, müssen wir zunächst eine Bestandsaufnahme machen. Denn Yoga ist ein lebendiger Gegenstand und als solcher nichts, worauf man sich einmal für alle Ewigkeiten einigt und anschließend daran festhält. Was sich allerdings als gemeinsamer Nenner für alle Formen von zeitgenössischem Yoga findet, ist die Sehnsucht der Übenden nach einer Form von geistigem Frieden und Klarheit, von körperlicher Kraft und Balance.


Yoga ist eine Technik, um mit sich ins Reine zu kommen, eine integrale Technik, die auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene wirkt. Während die Philosophie des Yoga im Hinduismus und Buddhismus wurzelt, ist Yoga, wie es im 21. Jahrtausend von Millionen Menschen geübt wird, auch eine Antwort auf unseren globalisierten Lebensstil: Ein chaotischer Geist, ein erschöpfter Körper, das Gefühl von Rastlosigkeit und Hektik haben dieser Jahrtausende alten, indischen Technik in der Moderne zu einem anhaltenden Comeback verholfen. Es ist dabei kein Widerspruch, sondern eine erhellende Tatsache, dass sich Yoga unserem Lebenstil anpasst, und wir selbst in knappen 40 Minuten-Klassen noch das Gefühl haben, eine Qualität in unser Leben zu integrieren, die sonst verloren ginge.


Yoga ist Balance. Ganz sprichwörtlich, wenn wir in Balanceübungen auf einem Bein stehen, auf den Händen oder dem Kopf, aber auch, wenn wir dabei unsere Geduld und unseren Ehrgeiz auf die Probe stellen. Und erst recht im übertragenen Sinne, wenn wir den modernen Spagat zwischen Arbeit und Familie versuchen hinzubekommen, besser bekannt unter dem Schlagwort „work-life-balance“. Arbeit und Leben als zwei unterschiedliche Kategorien wahrzunehmen, die in Einklang gebracht werden müssen, ist für den Yogi im Grunde eine alberne Vorstellung. Yogis werden sich immer bemühen, egal, ob sie arbeiten, abwaschen, Kinder erziehen und einen Spaziergang machen, jede dieser Tätigkeiten achtsam auszuüben.

Balance kommt auch ins Spiel, wenn von Yin und Yang die Rede ist, dem berühmten Gegensatzpaar aus der chinesischen Philosophie, das gerade in der Renaissance von Yin Yoga unseren westlichen, von vielen als hektisch erfahrenen Lebensstil kommentiert. Wichtig ist, dass das Ziel von Balanceübungen niemals ist, die Balance zu behalten, sondern sie lediglich zu suchen. So wie das Leben jede Menge Widerstände und Überraschungen für uns bereithält, die uns verlässlich immer wieder aus dem Gleichgewicht bringen, so versuchen wir auch in unserer Yogapraxis immer wieder unsere innere Aufrichtung zu verlieren und wieder zu finden. Bis wir das Fallen irgendwann etwas gelassener nehmen.


Yoga ist Freiheit. Oder anders gesagt: Yoga schafft Bedingungen, die den Zustand von Freiheit in greifbare Nähe rücken. Auf Sanskrit heißt Freiheit „Moksha“. Patanjali, der in seinem über 2000 Jahre alten Yoga-Sutra so etwas wie den philosophischen Grundstein des Yoga formuliert hat, läßt keine Zweifel daran, dass unser Unglück darin wurzelt, dass wir uns mit unseren Vorlieben beziehungsweise Abneigungen identifizieren. „Ich bin kein Frühaufsteher, ich bin schüchtern, immerzu bin ich es, der verlassen wird...“: Vermeintliche Charaktereigenschaften entpuppen sich als Fesseln und hindern uns daran, mit Gewohnheiten zu brechen, die uns nicht gut tun. Genau hier knüpfen auch buddhistische Techniken wie die Achtsamkeitspraxis und Meditation an, und neuerdings auch die Hirnforschung, die von „habituellen Denkmustern“ spricht, die einem nicht gut tun.


Yoga ist Leben...